Hückel-Acrolein-Beispielberechnung

Die Berechnung der Molekülorbitale nach Hückel und die Ergebnisse werden anhand des Acrolein-Moleküls erklärt (von Dr. Horst Bögel übernommen).
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Acrolein-Molekül (CH2 = CH - CH = O)

Acrolein-Molekül

Als erster Schritt ist eine Säkulardeterminante zu erstellen, die den Aufbau des Moleküls beschreibt.
Auf der Diagonale der Matrix befinden sich Atomparameter, wobei für Kohlenstoff x zu setzen ist und für evl. vorhandene Heteroatome X der Summenterm x+hX.
Für die C-C-Bindungen ist 1 (Eins) zu setzen und für C-X-Bindungen der Parameter kC-X.
In der nachfolgenden Tabelle der Heteroatomparameter finden Sie die meistens benötigte Werte für hX und kC-X :

G. DERFLINGER, H. LISCHKA: Mh. Chemie 100 (1969) 1003
 

hX C-X  kC-X
2,84  C-F  0,68 
Cl  1,45  C-Cl  0,57 
Br  1,16  C-Br  0,38 
0,78  C-J  0,19 
:O  2,06  C-O:  1,31 
:O-CH3 1,96  C=O  1,93 
.O  1,18  C-N:  1,30 
:N  1,47  C=N.  1,06 
.N  0,83  C-CH3 0,18 
:CH3 0,88  N-O  1,95 
Die Säkulardeterminante lautet
1,0  0,0  0,0 
1,0  1,0  0,0 
0,0  1,0  1,93 
0,0  0,0  1,93  x+1,18 

Der Determinantenwert führt auf eine Gleichung vierten Grades:

x4 + 1,18 x3 - 5,725x2 - 2,36x + 3,725 = 0

Die Nullstellen dieser Gleichung
x1 = -2,7654
x2 = -1,0207
x3 = 0,6880
x4 = 1,9182
ergeben die Eigenwerte.

Die Einelektronenergien ergeben sich aus der Gleichung:

Ej  =  α - xj β-

diese sind im folgenden Diagramm dargestellt. Empirisch ermittelt wurden für α= -11 eV und für β= -2,5 eV

Energiediagramm

Die Gesamtenergie des Moleküls ergibt sich als Summe der Orbitalenergien, für die π-Elektronen-Energie E folgt somit:

E  =  Σj=1 bj Ej

bi als Besetzungszahl kann nur Werte 0, 1 und 2 annehmen.
Für das Acrolein-Molekül im Grundzustand beträgt die π-Elektronen-Gesamtenergie (4 π-Elektronen):

E = 2(α+2,7654β)+2(α+1,0207β) = 4α+7,5722β = -25,0695 eV


Eigenvektoren

Die zu jedem xi gehörende Eigenvektoren ci werden wie folgt berechnet:

Σr=1 (hrs- Ei δrs) cir  =  0

wenn Bindung r-s besteht, dann ist  hrs = βrs, sonst ist hrs = 0 (Null).

αrs = 1 bei r=s, sonst Null.

Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengestellt:
 

  MO 1  MO 2
HOMO 
MO 3
LUMO 
MO 4 
Eigenwerte  -2.7654  -1.0207  0.6880  1.9182 
Atom1  0.0919  -0.6593  -0.6990  -0.2613 
Atom2  0.2542  -0.6730  0.4809  0.5012 
Atom3  0.6111  -0.0276  0.3682  -0.7002 
Atom4  0.7439  0.3341  -0.3804  0.4362 

Die einzelnen MO's sind unten dargestellt: 

MO y12
MO Psi 4

MO y22 (HOMO)
MO Psi 3, HOMO

MO y30 (LUMO)
MO Psi 2, LUMO

MO y40
MO Psi 1


Bindungsordnung, Atomladung, π-Elektronen-Dichte

Dem Grundzustand des Moleküls entspricht folgende Besetzung der Molekülorbitale:
 
Besetzung:  y12 y22 y30 y40

Mit den Formeln:

qr  =  prr  =  Σi bi cir²
und
prs  =  Σi bi cir cis

kann eine p-Matrix erstellt werden, anhand der sich ein Moleküldiagramm konstruieren läßt.
 

p-Matrix
0.8863       
0.9342  1.0351     
0.0  0.3479  0.7485   
0.0  0.0  0.8909  1.3302 

Die auf der Diagonale der p-Matrix liegenden Werte ergeben die
Elektronendichten (prr) an den einzelnen Atomen.

Beispiel: Elektronendichte am C(2)-Atom

prr = 2 * (0,2542)2 + 2 * (0,6730)2 + 0 * (0,4809)2 + 0 * (0,5012)2 = 1,0351

Die Formalladung jedes Atoms beträgt: Qr = Nr - prr.

Aus den Nichtdiagonal-Werten der p-Matrix erhält man die
Bindungsordnungen (prs) zwischen den Atomen.

Beispiel: Bindungsordnung der C=O-π-Bindung

prs = 2 * (0,6111 * 0,7439) + 2 * (0,0276 * -0,3341) + 0 * (0,3682 * -0,3804) + 0 * (-0,7002 * 0,4362) = 0,8909

Moleküldiagramm

 

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