Die Intensität eines Vibrationsübergangs ist proportional zu |Rv|², dem Quadrat des Übergangsmoments der Vibration Rv, wobei gilt
Rv = òyv'* µyv'' dτv
Die Integration läuft über alle Schwingungskoordinaten. Offensichtlich gilt:
Rv =
0 für einen verbotenen Übergang
Rv ¹
0 für einen erlaubten Übergang
An Hand einfacher Symmetrieüberlegungen kann man feststellen, ob das Integral von Null verschieden und damit ein Übergang erlaubt ist. Sind beide Vibrationszustände nicht entartet, muss der Integrand totalsymmetrisch sein:
G(yv') xG(µ) xG(yv'') = A
Hier steht G wieder für "irreduzible Darstellung von". A entspricht der totalsymmetrischen Darstellung einer beliebigen, nicht-entarteten Punktgruppe. Die Gleichung muss modifiziert werden, wenn mindestens einer der beiden Vibrationszustände entartet ist:
G(yv') xG(µ) xG(yv'') É A
Das Boolsche Symbol É bedeutet "enthält". Zum Beispiel enthält E x E die irreduzible Darstellung A1, also
E x E É A1.
Das Übergangsmoment ist ein Vektor und kann in seine Komponenten
entlang der x-, y- und der z-Achse zerlegt werden:
Rv,x = òyv'* µxyv'' dτv; | Rv,y = òyv'* µyyv'' dτv; | Rv,z = òyv'* µzyv'' dτv |
Es gilt:
|Rv|² = (Rv,x)² + (Rv,y)² + (Rv,z)²
Daher ist ein Übergang v' - v'' erlaubt, wenn eine der Komponenten
Rv,x, Rv,y oder Rv,z von Null verschieden
ist.
![]() |
Abb. 1: (a) Vektor des Dipolmomentes von H2O und (b) Translation des Moleküls in dessen Richtung. |
Das Dipolmoment ist ein Vektor mit einer bestimmten Richtung. Es hat
daher die Symmetrieeigenschaften einer Translationsbewegung in dieselbe
Richtung. In Abb. 1 gleicht die Symmetrie des Dipolmomentes eines Wassermoleküls
und die Translation des gesamten Moleküls in Richtung des Dipolmoments.
Wir sehen, dass beide zur selben irreduziblen Darstellung gehören,
nämlich der totalsymmetrischen Darstellung A1. Ganz allgemein gilt
G(µx) = G(Tx); | G(µy) = G(Ty); | G(µz) = G(Tz) |
Tx, Ty und Tz bezeichnen die auf cartesische Koordinaten bezogenen Komponenten des Translationsvektors. Wir erhalten daher:
Durch "und/oder" wird angedeutet, dass für einen erlaubten Übergang eine oder mehrere Komponenten von Rv von Null verschieden sein können.
Häufig wird der untere Zustand eines Übergangs der Schwingungsgrundzustand mit v'' = 0 sein. Die Wellenfunktion dieses Zustands ist totalsymmetrisch, G(yv'') = A, und die Gleichungen vereinfachen sich zu
G(yv') xG(Tx) = A
denn die Multiplikation mit der totalsymmetrischen Darstellung läßt alles unverändert. Ergibt die Multiplikation zweier Darstellungen die totalsymmetrische Darstellung, so sind diese beiden Darstellungen identisch. Es folgt daher
G(yv') = G(Tx) und/oder G(Ty) und/oder G(Tz).
Das ist die Auswahlregel für einen Schwingungsübergang vom Zustand v'' = 0 in einen beliebigen anderen Zustand einer nicht-entarteten Grund-, Ober- oder Kombinationsschwingung. Auch für den Übergang vom Zustand v'' = 0 in einen entarteten Zustand kann eine analoge Auswahlregel formuliert werden:
G(yv') ÉG(Tx) und/oder G(Ty) und/oder G(Tz).
Für ein bestimmtes Molekül lassen sich also die Auswahlregeln nach folgendem Schema finden:
G(yv') = G(Tx) und/oder G(Ty) und/oder G(Tz)
A1 − A1; | B1 − A1; | B2 − A1. |
Diese Übergänge sind entlang der z-, x- bzw. y-Achse polarisiert. Das bedeutet, dass z.B. bei dem Übergang B1 − A1 ein oszillierender elektrischer Dipol entlang der x-Achse induziert wird.
Auf diesem Webangebot gilt die Datenschutzerklärung der TU Braunschweig mit Ausnahme der Abschnitte VI, VII und VIII.