AB2-Moleküle (Walsh-Regel)
Abb. 1: Walsh-Diagramm für AB2-Moleküle

 
Das Walsh-Diagramm für AB2-Moleküle ist in Abb. 1 angegeben. Mit kleinen Änderungen gilt es auch für ABC-Moleküle. Aufgrund der Winkelabhängigkeit der Orbitalenergien erwartet man für AB2- bzw. ABC-Moleküle in Abhängigkeit von der Elektronenzahl folgende Geometrien:
 

2 - 16 Valenzelektronen: linear
17 - 20 Valenzelektronen: gewinkelt
21 - 24 Valenzelektronen: linear

Es sind eine Reihe von Molekülen mit 12 - 16 Valenzelektronen bekannt, die sämtlich im Grundzustand linear sind, nämlich u.a. (wir benutzen die Klassifikation für D∞h, auch wenn die Moleküle die C∞v-Symmetrie haben).

Nv Molekül Grundkonfiguration Terme zur
Grundkonfiguration
12 C3 ...3σg2  2σu2  4σg2  3σu2  1πu4 1Σg+
13 CNC, CCN wie C3, sowie 1πg 2Πg
14 NCN, NNC wie C3, sowie 1πg2 3Σg, 1Δg, 1Σg+
15 BO2, CO2+, N3, NCO wie C3, sowie 1πg3 2Πg
16 CO2, N2O, N3
und viele andere,

wie C3, sowie 1πg4

1Σg+

Die AB2- bzw. ABC-Moleküle mit 16 Valenzelektronen haben eine abgeschlossenschalige Konfiguration, bei der alle bindenden bzw. nichtbindenden MO's doppelt besetzt, alle antibindenden unbesetzt sind. Sie zeichnen sich durch besondere Bindungsfestigkeit und Stabilität aus. Das formal nichtbindende MO 1πg ist offenbar schwach bindend.

Moleküle mit 17 - 20 Valenzelektronen sind weniger fest gebunden, da zum Teil antibindende MO's besetzt werden. Wie von Walshschen Regeln vorhergesagt, sind diese Moleküle gewinkelt, z.B.
 

Nv Molekül Grundkonfiguration Terme zur
Grundkonfiguration
17 NO2, BF2 ... 3a12  2b22  4a12  3b22  1b12  5a12  1a22  4b22  6a1 2A1
18 CF2, O3, NO2 wie NO2, aber 6a12 statt 6a1 1A1
19 NF2 wie CF2, aber 2b12  4b2 statt 4b22 2B2
20 OF2 wie CF2, sowie 2b12 1A1

In Übereinstimmung mit den Walshschen Regeln sind die bekannten AB2-Moleküle mit 22 Valenzelektronen wieder linear, nämlich z.B.

JF2, XeF2,
die einen 1Σg+-Grundzustand haben.
 


 
Quantenchemische Rechnungen am Ozon lassen erkennen, dass die Potentialhyperfläche des O3-Grundzustandes noch ein zweites lokales Minimum aufweist, das einer etwa gleichseitig-dreieckigen Struktur entspricht. Die Energie dieses Nebenminimums, das im wesentlichen einer doppel-angeregten Konfiguration der gleichen Symmetrie wie im Grundzustand entspricht, liegt nach den erwähnten Rechnungen ca 70 kJ/mol über dem tiefsten (lange bekannte) Minumum. Beide Minima sind durch eine Potentialschwelle von ca. 140 kJ/mol (bezogen auf das tiefere Minimum) getrennt. Es ist durchaus möglich, dass derartige zusätzliche Minima auch bei anderen AB2-Molekülen auftreten.

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