Zustandssumme eines Zweiniveau-Systems

Um den Umgang mit Zustandssummen etwas besser kennenzulernen, wollen wir uns ein (etwas exotisches) Beispiel ansehen, bei dem nur zwei Zustände beteiligt sind. Bei Halogenatomen setzt sich der elektronische Grundzustand, ²P, aus zwei getrennten Niveaus (Zuständen) zusammen. Der energetisch niedrigste Zustand (E1 = 0) ist der ²P3/2-Zustand der 4-fach entartet ist (g1 = 4). Das zweite Energieniveau ²P1/2 liegt um den Betrag ΔE oberhalb des energetisch niedrigsten Zustandes und ist 2-fach entartet (g2 = 2). Die elektronische Zustandssumme qe ist also

qe  =  Σi gi e−Ei/kT  =  g1e−E1/kT + g2e−E2/kT


qe  =  4 + 2e−ΔE/kT

Die letzte Gleichung ergibt sich einfach durch Ensetzen des Werte g1 = 4, E1 = 0, g2 = 2, E2 = ΔE. Die Grösse ΔE hängt vom Halogenatom ab und beträgt z.B. für F-Atome: ΔE(F) = 404 cm−1, für Cl-Atome: ΔE(Cl) = 882 cm−1 und für Iod-Atome: ΔE(I) = 8000 cm−1. Der Verlauf von qe als Funktion der Temperatur T ist für Chlor-Atome in der Abbildung 1 dargestellt. Für T → 0 wird die e-Funktion unendlich gross, d.h. qe(T→ 0) → 4. Für sehr hohe Temperaturen (T >> DE/k) gilt ΔE/kT→ 0 und damit für die Zustandssumme qe(T→∞) ® 6. (Bei extrem hohen Temperaturen können auch höhere elektronische Zustände angeregt werden. Diese liegen jedoch bei einigen 10000 cm−1, so dass erst bei Temperaturen von mehreren 10000 K diese Zustände berücksichtigt werden müssen).

Abb. 1: Verlauf der Zustandssumme qe  und der freien Energie Ae für den elektronischen 
Anteil von 1 mol Cl-Atome.

Der Beitrag der elektronischen Energie zur freien Energie Ae ist dann:

Ae = - NkT ln qe  = - NkT ln[4+2e−ΔE/kT]

Der Verlauf von Ae als Funktion der temperatur ist ebenfalls in Abbildung 1 dargestellt.

Der Beitrag der elektronischen Energie zur inneren Energie Ue berechnet sich zu:

Ue  =  NkT² ∂(lnqe)/∂T  =  NkT² ∂(ln[4 + 2e−ΔE/kT])/∂T

Ue  =  NΔE/(1 + 2eΔE/kT)

Abb. 2: Verlauf der inneren Energie Ue und der spezifischen Wärme cV für 1 mol Cl-Atome.

Der Verlauf von Ue als Funktion der Temperatur T ist für Chlor-Atome in der Abbildung 2 dargestellt. Für T → 0 wird die e-Funktion unendlich gross, d.h. Ue(T→ 0) → 0. Für sehr hohe Temperaturen (T >> DE/k) gilt ΔE/kT→ 0 und damit für die innere Energie Ue(T→∞) ® NΔE/3. Den Beitrag der beiden energetischen Zustände zur spezifischen Wärme cV,e erhalten wir gemäss

cV,e  =  ∂Ue/∂T  =  (2NΔE²/kT²) eΔE/kT/(1 + 2eΔE/kT)2

Der Verlauf von cV,e ist ebenfalls in Abbildung 2 dargestellt. Abbildung 3 zeigt den Verlauf des elektronischen Anteils zur Enthalpie H = U+pV  und zur Entropieals Funktion der Temperatur für 1 mol Cl-Atome.

Abb. 3: Verlauf des elektronischen Anteils zur Enthalpie und zur Entropie als Funktion der Temperatur für 1 mol Cl-Atome.

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