Die meisten Lösungen sind weder ideal (Raoult) noch ideal verdünnt
(Henry). Da für das chemische Potential aber so schöne Gleichungen
gefunden wurden, möchte man diese Gesetzmäßigkeiten beibehalten
und man definiert die Aktivität ai einer Substanz
i durch
µi = µi° + RT ln ai |
wobei µi° das chemische Potential von der Substanz i in einem Standard-(oder Referenz-)zustand ist.
Aktivität eines idealen Gases
Die Aktivität eines idealen Gases ist nach dieser Definition durch
ai = pi/p° (ideales Gas) |
gegeben, wobei pi der Partialdruck des Gases ist.
Aktivität eines realen Gases
Die Aktivität eines realen Gases ist über die Fugazität
fi der Substanz i festgelegt:
ai = fi/p° (reales Gas) |
Wir stark ein reales Gas vom idealen Gasverhalten abweicht, kann dem
Aktivitätskoeffizienten γi entnommen
werden:
γi = ai(real)/ai(ideal) = fi/pi |
Aktivität einer idealen Lösung
Für eine Komponente i einer idealen Lösung ist die Aktivität
über
ai = xi (ideale Lösung) |
µi° = µi* (ideale Lösung) |
Aktivität in realen Lösungen
Die Aktivität der Komponenten einer realen Lösung sind unterschiedlich
spezifiziert, je nachdem, ob eine der Komponenten als Lösungsmittel
gilt, oder welche Größen gewählt werden, um die Zusammensetzung
der Lösung zu charakterisieren. Wir werden sehen, dass die beiden
nachfolgenden Konventionen I und II das Abweichen vom Raoultschen Gesetz
(I), bzw. vom Henryschen Gesetz (II) beschreiben.
Konvention I:
Molenbrüche werden verwendet und alle Komponenten werden gleich
behandelt, d.h. ohne jegliche "Vorgabe" eines Lösungsmittels. Der
Standardzustand jeder Komponente ist die reine Substanz (bei der Temperatur
und dem Druck der Lösung), wie bei einer idealen Lösung:
µi°(I) + RT ln ai(I) = µi°(g) + RT ln (pi/p°)
Das Gleichheitszeichen gilt unter der Annahme eines idealen Gases und für geiches chemisches Potential in der Lösung und in der Gasphase. Da µi°(I) das chemische Potential der reinen Flüssigkeit ist, d.h. µi°(I) = µi* erhalten wir nach Einsetzen für µi* = µi°(g) + RT ln (pi*/p°):
pi = pi* ai(I) |
was genau dem Raoultschen Gesetz entspricht, nur, dass jetzt die
Aktivität ai(I) statt des Molenbruchs xi in
der Formel erscheint. Wie bei der Fugazität kann man einen Aktivitätskoeffizienten
einführen, der die Abweichung vom Molenbruch angibt:
ai(I) = γi(I) · xi |
γi(I) = ai(I)/xi = pi/(pi* xi) |
Konvention II:
Eine der Komponenten (wir wählen 1) ist als Lösungsmittel
ausgezeichnet und Molenbrüche werden für alle Komponenten benutzt.
Das Lösunggsmittel (Komponente 1) wird wie unter Konvention I behandelt:
γ1(II) = γ1(I)
= p1/(p1*
x1)
Lösungsmittel ist 1 |
Wir spezifizieren nun die Abweichung des gelösten Stoffes vom Henryschen Gesetz, d.h. der Standardzustand für dessen Aktivität ist ein hypothetischer reiner Zustand mit einem Dampfdruck, der dem Henryschen Gesetz gehorcht, so wie im ideal verdünnten Fall.
Im Phasengleichgewicht gilt dann für den gelösten Stoff i:
µi°(II) = µi,H° = µi°(g) + RT ln (Ki/p°)
Die Aktivität ai(II) wird nun so gewählt, dass die Definition µi = µi°(II) + RT ln ai(II) erfüllt ist:
µi°(g) + RT ln(Ki/p°) + RT ln ai(II) = µi°(g) + RT ln(pi/p°)
pi = Ki ai(II) mit i = 2, 3, ...k |
Dies entspricht Henrys Gesetz, wenn die Molenbrüche durch die Aktivität
ersetzt werden (k ist die Anzahl aller Komponenten). Die Aktivitätskoeffizienten
ergeben sich zu
γi(II) = ai(II)/xi = pi/(Ki xi) |
Für das chemische Potential erhalten wir danach:
µi = µi°(II) + RT ln[γi(II) xi] |
Es gibt diese beiden Konventionen, um Aktivitätskoeffizienten zu
erhalten, die möglichst nahe bei eins liegen.
Molalitäten und Konzentrationen
Häufig werden die Aktivitäten und Aktivitätskoeffizienten
der gelösten Stoffe auch durch Molalitäten und Konzentrationen
statt Molenbrüche ausgedrückt: Mit M1 als molare Masse
und w1 als Masse des Lösungsmittels ist die Molalität
der Komponente i durch
mi = ni/w1 = ni/n1M1 = xi/x1M1 |
definiert. Wenn wir diese Beziehung in unsere letzte Gleichung für das chemische Potential einsetzen, dann erhalten wir:
µi = µi°(II) + RT ln(M1m°) + RT ln[(γi(II) x1mi)/m°]
wobei m° = 1 mol/kg ist. Diese Gleichung wird
ebenfalls in die Form µi = µi°(m)
+ RT ln ai(m) gebracht:
ai(m) = γi(II) x1mi/m° |
µi°(m) = µi°(II) + RT ln(M1m°) |
Wenn wir nun noch einen Aktivitätskoeffizienten für die Molalität
definieren
γi(m) = γi(II) · x1 |
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