Konvektion
Der Transport von Teilchen durch eine strömende Flüssigkeit
wird als Konvektion bezeichnet. Wenn wir die Diffusion für
den Moment vernachlässigen, dann können wir den Teilchenfluss
JN = N/AΔt
durch eine Fläche A im Zeitintervall Δt
aufgrund einer Strömung der Geschwindigkeit v berechnen.
Wir erhalten (N = c · V):
JN = cV/AΔt
= cAvΔt/AΔt
= c v
Diesen Fluss nennen wir Konvektionsfluss. Mit den gleichen
Argumenten wie zuvor erhalten wir für die Konzentrationsänderung
in einem Quader mit der Länge dx und dem Querschnitt A
dc/dt
= {J(x) - J(x+dx)}/dx
= {c - [c
+ (∂c/∂x)dx]}v/dx
= -v ∂c/∂x
Dabei haben wir angenommen, dass die Geschwindigkeit der Teilchen
nicht vom Ort abhängt. Wenn Diffusion und Konvektion von gleicher
Größenordnung sind, so ist die Gesamtänderung der Konzentration
in einem Gebiet die Summe beider Beiträge. Die verallgemeinerte
Diffusionsgleichung lautet daher
∂c/∂t
= D ∂²c/∂x²−
v ∂c/∂x
|
Eine weitere Möglichkeit, die in der Chemie natürlich von
großer Bedeutung ist, besteht darin, dass sich die Konzentrationen
aufgrund von chemischen Reaktionen
verändern. Wenn wir diese Möglichkeit noch berücksichtigen,
so erhalten wir eine Differentialgleichung, mit deren Hilfe wir die Eigenschaften
von reagierenden, diffundierenden und strömenden Systemen beschreiben
können. Sie ist die Grundlage des Reaktorbaus in der chemischen Industrie,
beschreibt die Stoffströme in lebenden Zellen oder charakterisiert
die Konzentration chemischer Spezies in der Erdatmosphäre.
Beispiele für Konvektion
- Die
Erdatmosphäre und die
Ozeane
beziehungsweise Meere
bilden ein gigantisches System freier Konvektion mit einem Zweiphasensystem
Luft/Wasser,
mit
Verdampfung/Kondensation
und Mischung/Entmischung (Wolken/Regen)
sowie Wärmequellen (solar beheizte Flächen auf dem Festland und den Meeren)
und -senken (der
Sonne abgewandte Seite der
Erde oder polnahe
Regionen), Zirkulation (Golfstrom)
usw. Großräumiger horizontaler Wärmetransport wird auch als
Advektion
bezeichnet.
- In der temperaturbedingten Dichteschichtung von
Seen kommt es zu Zeiten der oberflächlichen Abkühlung (nachts und im
Herbst) zu Konvektionsströmungen im
Epilimnion, welche durch ihren Energiegehalt die oberen Schichten des
Metalimnions einbeziehen können und so zu einer zunehmenden Mächtigkeit
des durchmischten Bereichs führen, letztlich bis zum Grund des Sees
("Vollzirkulation").
- Im
Inneren der Erde sind auch Feststoffe, in diesem Fall Gesteine, bedingt
fließfähig und führen über einen langen Zeitraum hinweg zu
Wärmetransportprozessen. Sowohl der
Erdmantel
als auch der äußere
Erdkern
bilden Konvektionssysteme planetarer Dimension. Im Erdmantel konvektiert das
Gestein, das aufgrund der hohen Temperaturen auf geologischen Zeitskalen wie
eine Flüssigkeit strömen kann (Festkörperkriechen). Man spricht von einer
Mantelkonvektion durch die so genannten
Plumes. Im äußeren Kern erzeugt die Konvektion der flüssigen
Eisenlegierung das
Erdmagnetfeld.
- Die
Granulation der
Sonnenoberfläche entsteht durch auf- und absteigende Gase in den äußeren
Bereichen der Sonne. Heißeres und somit heller leuchtendes Material steigt in
den Granulen auf, gibt Wärme als Strahlung ab und sinkt in den dunkleren Zonen
zwischen den Granulen wieder ab. Im Gegensatz dazu sind die
Sonnenflecken und
Protuberanzen ein
magnetisches Phänomen.
-
Warmwasserheizung: luftseitig mit freier Konvektion mit Zirkulation,
wasserseitig mit erzwungener Konvektion oder bei sehr einfachen Systemen mit
freier Konvektion
-
Solarturm,
Aufwindkraftwerk: Gewinnung von elektrischer Energie aus freier
Konvektionsströmung
-
Segelflug: Flugenergie aus Aufwind, der so genannten
Thermik, an
geneigten solarbeheizten Erdoberflächen (z.B. Hänge).
- Kamin (Schornstein):
stellt sicher, dass, solange das Feuer brennt, infolge des dadurch
entstehenden Auftriebs die Verbrennungsabgase immer nach außen abgeführt
werden und Frischluft heranströmt (Kamineffekt).
Der Kamin muss so dimensioniert sein, dass trotz Wärmeabgabe an die Innenwand
eine ausreichende Auftriebsströmung erhalten bleibt, was durch entsprechende
Höhe und lichte Weite erreicht wird.
- Haartrocknung (Fön):
erzwungene Konvektion mit Verdampfung (hier genauer: Verdunstung)
- Wäschetrocknung (Leine): wie Haartrocknung, jedoch freie Konvektion
(Verdunstung kühlt, Luft strömt abwärts)
- Kühlung von
Prozessoren: Zeigt die Leistungsdichte zur Abführung der
Verlustleistung:
- Leistungsklasse Intel 8086 bis Intel 80486/40: horizontal
ausgerichtete glatte Oberfläche, freie Konvektion
- ab Leistungsklasse Intel 80486/66:
Kühlkörper mit vertikal durchströmten Oberflächen ohne
Ventilator, freie Konvektion
- Intel 80486/100, Intel Pentium: wie Intel 80486/66, jedoch
mit zusätzlichem
Ventilator, erzwungene Konvektion
- div. neuere Prozessoren oder Großrechner: Wassergekühlt statt luftgekühlt,
wegen der erhöhten
spezifischen Wärmekapazität von Wasser begünstigter Wärmeübergang,
erzwungene Konvektion
Auf diesem Webangebot gilt die Datenschutzerklärung der TU Braunschweig mit Ausnahme der Abschnitte VI, VII und VIII.