Elektronische Übergänge


Wie bei Atomen gibt es verschiedene Energiezustände aufgrund der unterschiedlichen Elektronenkonfiguration. Die Energiezustände sind ebenfalls charakterisiert durch den Spin (Singulett, Dublett, Triplett,...) und durch den Drehimpuls; genauer durch die Drehimpulskomponente LZ parallel zur Molekülachse, da diese eine ausgewählte Richtung darstellt. Die entsprechenden Eigenwerte Λ werden durch griechische Buchstaben gekennzeichnet:
Λ ±1 ±2 ±3 ±4 ±5 ...
Termsymbol Σ Π Δ Φ Γ ...

zum Vergleich Atom:

l = 0, 1, 2,  3, 4, ...

S, P, D, F, G, ...

Approximativ können wir für die Energie eines zweiatomigen Moleküls schreiben:
E = Eel + Evib + Erot
E = Te + ωe(v + ½) + BJ(J+1),

wobei Eel das Minimum der Potentialkurve ist. Bei einem elektronischen Übergang können sich alle drei Energien ändern, wobei zu beachten ist, dass ωe und B für beide elektronischen Zustände unterschiedlich ist. Der energetisch niedrigere Zustand wird durch zwei Striche an den Quantenzahlen (v'', J'') gekennzeichnet; der energetisch höher liegende Zustand mit einem Strich (v', J'). Ein Übergang liegt daher bei der Differenzenergie:
 
ΔE = Eel + ΔEvib + ΔErot ΔEel   =  E'el - E''el =  T'e - T''e
ΔEvib =   ω'e(v'+ ½) - ω''e(v''+½)
ΔErot =   B'J'(J'+1) - B''J''(J''+1)

Welche Übergänge nun möglich sind, wird über die Auswahlregeln festgelegt. Ähnlich wie bei Atomen gilt:
  erlaubt
ΔΛ = 0, ± 1 and ΔS = 0
verboten
Beispiel  1Π ← 1Σ 3Π ← 1Σ, da ΔS = 1
1Π ← 1Π 1Π ← 1Φ, da ΔΛ = −2
3Δ ← 3Δ 3Δ ← 1Σ, da ΔS = 1 und ΔΛ = 2

Für die Rotation gilt (Drehimpulserhaltung):
  erlaubt
ΔJ = 0, ± 1
aber
J'' = 0 <-> J' = 0 verboten

ΔJ = 0 ist erlaubt, da sich die Konfiguration des Moleküls während des elektronischen Überganges ändert, falls Λ'' oder Λ' ungleich 0 sind. D.h. nur für Σ <-> Σ ist ΔJ = 0 verboten .

ΔJ = J' - J''
     = +1  R-Zweig
     =  0   Q-Zweig   (nicht Σ <-> Σ und nicht J' = 0 <-> J'' = 0)
     = - 1  P-Zweig


Für die Schwingung gibt es keine Auswahlregeln, da i.A. die Gleichgewichtsabstände re' und re'' sowie die Schwingungsfrequenzen ωe' und ωe'' verschieden sind. Die Wellenfunktionen für die beiden Schwingungen v' und v'' (ψv' und ψv'' sind Lösungen verschiedener Bewegungsprobleme, da die Potentiale für die beiden elektronischen Zustände unterschiedlich sind). Wir können aber nach dem Franck-Condon-Prinzip die Intensitäten der Übergänge zu den verschiedenen Schwingungszuständen des anderen elektronischen Zustands berechnen. Die (v', v'')-Abhängigkeit ist durch die Überlappung

|∫Ψv'*·Ψv''·dτ|2

gegeben. Man nennt die so berechneten Faktoren auch Franck-Condon-Faktoren.
ν0 = Eel' - Eel'' + ωe'(v' + ½) - ωe''(v'' + ½)

Greifen wir einen Übergang von v' <- v'' heraus, dann erhält man
ΔJ = +1  R-Zweig  νR = ν0 + 2Bv' + (3Bv' - Bv'')J'' - (Bv'' - Bv')J''2 J'' = 0, 1, 2, ...
ΔJ = -1  P-Zweig  νP= ν0 - (Bv' + Bv'')J'' - (Bv'' - Bv')J''2 J'' = 1, 2, ...
ΔJ =  0  Q-Zweig  νQ = ν0 - (Bv'' - Bv')J'' - (Bv'' - Bv')J''2 J'' = 1, 2, ... 

Wie sich die Intensität relativ auf die drei Zweige P, Q und R verteilt, beschreiben die Hönl-London-Faktoren.


Wir wollen uns nun vorstellen, wo die Linienpositionen mit zunehmender Rotationsquantenzahl J'' liegen. Dazu modifizieren wir die Gleichung für den R-Zweig so, dass er bei J'' = 1 beginnt ( d.h. J'' —> J''-1):
νR = ν0 + (Bv' + Bv'')z - (Bv'' - Bv')z2 z = 1, 2, 3, ...

Den P-Zweig lassen wir formal für negative J'' laufen (d.h. J'' —> -J''):
νP = ν0 + (Bv' + Bv'')z - (Bv'' - Bv')z2 z = -1, -2, -3, ...

Mit den Abkürzungen ΔB = Bv'' - Bv' und B = (Bv'' + Bv')/2 und der Variablen z als Laufzahl für J'' erhalten wir die Formeln:
ν = ν0 + 2Bz - ΔBz2 für R-Zweig und P-Zweig
ν = ν0 - ΔBz - ΔBz2 für Q-Zweig

Da für gewöhnlich |ΔB| < B ist, liegen die Q-Linien nahe an ν0. Tragen wir nun in einem Koordinatenkreuz auf der horizontalen Achse die Wellenzahl ν des Übergangs auf und auf der vertikalen Achse z, dann erhält man die Fortrat-Parabeln:
a) rot schattiert   Vorherrschender Fall, elektronische Anregung vergrößert Bindungslänge
ΔB > 0 
re' > re"
zKopf>0
νKopf>ν0
Spektrum
b) blau schattiert  in seltenen Fällen, elektronische Anregung vermindert Bindungslänge
ΔB < 0 
re' < re'' 
zKopf<0
νKopf<ν0
Spektrum             

Für den Fall a) liegt die höchste Frequenz des Übergangs bei hohen Rotationen des R-Zweiges, für den Fall b) liegt die niedrigste Frequenz bei hohen Rotationen des P-Zweiges. Diese Rotation bildet sogenannten Bandenkopf. Wir erhalten sie durch Extremwertsuche:

dν/dz = 0 = 2B - 2ΔBzKopf     =>     zKopf = B/ΔB    and    νKopf = ν0 + /ΔB
 

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