Der Drehimpuls²

Es folgen die Ergebnisse für die Eigenwerte und Funktionen des Drehimpulses zum Quadrat und der z-Komponente des Drehimpulses. Die Berechnung, die auch Kenntnisse über Vertauschungsrelationen erfordert, gibt's hier. Für die Eigenwerte erhält man:

L² Yl,m  =  l (l +1)h² Yl,m

Lz Yl,m  =  m h Yl,m

≤  m  ≤ 

Die Berechnung zeigt, dass sich m nur um ganzzahlige Werte ändern kann. Da der kleinste Wert von m (m = - l) dem Betrage nach dem größten Wert von m (m = l) entspricht, kann l nur halb- oder ganzzahlig sein. Bei gegebenem l gibt es also 2l + 1 Werte für m. Halbzahlige Werte entsprechen dem Spin. Die entsprechenden Eigenfunktionen sind nicht als Ortsfunktionen darstellbar und sind nicht aus der Schrödingergleichung ableitbar. Die halbzahligen Drehimpulseigenwerte ergeben sich nur durch eine Operatorbehandlung des Drehimpulses. Widmen wir uns daher zunächst den ganzzahligen Eigenwerten, d.h. l kann die Werte 0,1,2,3,... annehmen und m beginnt bei m = -l und läuft in Einerschritten hoch bis m = +l.

L² Yl,m  =  l (l +1)h² Yl,m ;   l = 0,1,2,3,4,...

Lz Yl,m  =  m h Yl,m ;    m = -l,-l+1,..,0,..,l-1,l

Die Eigenfunktionen der z-Komponente des Drehimpulses hängen nur vom Winkel j ab, so dass wir den folgenden Separationsansatz wählen können:

Yl,m(J,j)  = P(J) · φ(j)
f(j)  = (2π) eimj

Die Funktionen bzgl. J heißen für m = 0  Legendresche Polynome (Pl(cosJ)) und für m ¹ 0 zugeordnete Legendresche Polynome (Pl,m(cosJ); manchmal schreibt man den Index für m auch oben: Plm(cosJ)).
In der folgenden Darstellung sind alle Legendreschen Polynome Plm(cosJ) bis l =3 in Polarkoordinaten dargestellt. Dabei wird der Absolutbetrag einer Funktion, die von einem Winkel abhängt, als Radiusvektor unter diesem Winkel relativ zur z-Achse aufgetragen. Zur Erinnerung:

So sieht ψ = sin α ...
... in gewöhnlicher Auftragung ...
... und so in Polardarstellung aus

Abb.1a-k: Polarkoordinatendarstellung der J-Abhängigkeit

Legendre Polynome (a,d,g) und zugeordnete Legendre Polynome. Zur Veranschaulichung der Funktionen Plm(cosJ) ist in der Richtung des Radiusvektors, der mit der z-Achse den Winkel J einschließt, der jeweilige Betrag von Plm(cosJ) abgetragen. 



siehe Abb.1g-k für P3m
Abb.2: Richtungsquantisierung: Die Einstellungsmöglichkeit des Drehimpulses L mit der Drehimpulsquantenzahl l = 2

Die gesamte Funktion Yl,m(J,j) = P(J)·f(j)  heißt Kugelflächenfunktion.
Die Normierung für die Kugelflächenfunktionen erfolgt durch Integration über das entsprechende ("Winkel") Volumen dW = sinJ dJ dj:
 

o oòp |Yl,m|² sinJ dJ dj   =  1
j ­ J ­ |¾¾¯¾¾|
       dΩ
Die normierten Kugelflächenfunktionen für l = 0, 1, 2, 3, 4

 
Yl,m(J,j)  =  Plm(cosJ)·φm (j)           φm(j)  =  1/(2π)½ eim
Elektron l m Yl,m(J,j) Yl,m Yl,m*
s 0 0 1/(4π)½ 1/4p
p  1 
1
±
0
 -/+(3/8p)½ sinJ e±ij
(
3/4p)½ cosJ
3/8sin²J
3/4cos²J
d  2 
 2 
2
±
±1 
0
(15/32p)½ sin²J e±2ij
-/+(
15/8p)½ sinJcosJ e±ij
(
5/16p)½ (3cos²J − 1)
15/32sin4J
15/8sin²Jcos²J
5/16p (3cos²J- 1)²
f  3 
 3 
 3 
3
±
±2 
±1
0
-/+(35/64p)½ sin3J e±3ij
(
105/32p)½ sin²JcosJ e±2ij
-/+(
21/64p)½ sinJ (1 - 5 cos²J) e±ij
(
7/16p)½ (5 cos3J − 3 cosJ)
35/64sin6J
105/32sin4Jcos²J
21/64sin²J (1 - 5 cos²J)² 
7/16π (5 cos3J − 3 cosJ)
g  4
 4 
 4 
 4 
4
±4
±3 
±2 
±1 
0
(315/512p)½ sin4J e±i4j
-/+(
315/64p)½ sin3JcosJ e±3ij
(
225/660p)½ sin²J (7 cos²J- 1) e±2ij
-/+(
225/320p)½ sinJ (7 cos3J- 3 cosJ) e±ij
(
9/256p)½ (35 cos4J − 30 cos²J + 3)
315/512sin8J
315/64sin6Jcos²J
225/660sin4J (7 cos3J- 1)² 
225/320sin²J (7 cos3J- 3 cosJ)² 
9/256π (35 cos4J − 30 cos²J + 3)²

Die Gleichungen für die Kugelflächenfunktion eignen sich äußerst schlecht für eine graphische Darstellung, wegen des Imaginäranteils im Exponenten bzgl. der j-Abhängigkeit:

fm(j)  =  1/(2π)½ eimj               m = 0, ±1, ...

Um das "i" los zu werden, wendet man einen Trick an: Die f-Funktionen sind entartete Eigenfunktionen (da es zu einem l-Eigenwert mehrere m-Werte gibt (außer bei l=0)). Und dann gilt noch ganz allgemein:

Jede Linearkombination entarteter Eigenfunktionen χi ist wieder eine Eigenfunktion zum entsprechenden Operator

f  =  c1 χ1 + c2 χ2      → Linearkombination

F χ1  =  Fe χ1          und          Fχ2  =  Fe χ2

Entartet, d.h. gleicher Eigenwert Fe für beide Funktionen χ1 und χ2

F f  =  c1 F χ1 + c2 F χ2  =  Fe (c1 χ1 + c2 χ2)  =  Fe f

F f  =  Fe f

q. e. d.

Man benutzt daher spezielle Linearkombinationen der beiden Funktionen  e+i|m|j  und  e−i|m|j,  um das "i" zu eliminieren:
 

f+ ~ e+imj + e−imj =  (cos mj + i sin mj)  + (cos mj - i sin mj)  =  2 cos mj
f- ~ e+imj - e−imj  =  (cos mj + i sin mj)  -  (cos mj - i sin mj)  =  2i sin mj

und erhalten nach Normierung die reellen Funktionen (man beachte, dass jede Multiplikation mit -1,i,-i nichts ändert):
 

f+  =  1/p½ cos mj
f-
  =  1/p½ sin mj

So können wir reelle Funktionen erzeugen, die für chemische Betrachtungsweisen äußerst nützlich sind. In der folgenden Tabelle sind die Funktionen für l und |ml| aufgeführt:

l ml Winkelfunktion
0 0 s  =  1/(4π)½
1 pz  =  (3/)½cosJ
+1 / -1  px  =  (3/)½sinJcosj
py  =  (3/)½sinJsinj
2 d3z²−r²  = (5/16π)½(3 cos²J - 1)
+1 / -1  dxz  =  (15/)½sinJcosJcosj
dyz  =  (15/)½sinJcosJsinj
+2 / -2  dx²−y²(15/16π)½sin²Jcos2j
dxy  =  (15/16π)½sin²Jsin2j

Die Zustände mit unterschiedlichem l werden aus historischen Gründen mit folgenden Buchstaben gekennzeichnet:

  l = 0,1,2,3,4,5,6,7,8,...
    s,p,d,f,g,h,i,k,l,...

Der niedrigste s-Zustand (l = 0) ist isotrop; weist also sphärische Symmetrie auf. Im Polardiagramm bedeutet dies, dass man eine Kugelschale bekommt, da der Wert der s-Funktion (angezeigt durch die Länge einer Geraden vom Ursprung) in alle Richtungen (J, j) gleich ist. Dies ist verständlich, da für den Drehimpuls Null keine Orientierung der Elektronenbewegung bevorzugt ist.

Für l = 1, also p-Zustände, gibt es drei Winkelfunktionen px, py, pz, die eine bevorzugte Bewegung des Elektrons entlang der drei Koordinatenachsen beschreiben und daher für eine Beschreibung der chemischen Bindung sehr wichtig sind.

Für l = 2, also d-Zustände, gibt es fünf Winkelfunktionen, die etwas aufwendiger in ihrer Darstellung sind. Für noch größere Werte von l (g, h, j...) wird es entsprechend komplizierter. Ein Mathematica-Programm hilft hier.

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