Thermochemie

Die Thermochemie ist die Lehre von der Wärmeenergie, die von chemischen Reaktionen aufgenommen oder freigesetzt wird. Eine chemische Reaktion führt zu einem Energieaustausch zwischen System und Umgebung. Entsprechend ist der Wärmeeffekt der Reaktion kalorimetrisch zugänglich, q wird als Änderung der Inneren Energie (wenn die Reaktion bei konstantem Volumen verläuft) oder Enthalpie (bei Reaktionen unter konstantem Druck) interpretiert. Wenn wir umgekehrt ΔU beziehungsweise ΔH einer Reaktion kennen, können wir die produzierte oder verbrauchte Wärmemenge voraussagen.

Wir bezeichnen einen Prozeß, der unter Wärmefreisetzung verläuft, als exotherm, und einen Prozeß, dem Wärme zugeführt werden muss, als endotherm. Da eine Wärmefreisetzung eine Abnahme der Enthalpie des Systems (bei konstantem Druck) zur Folge hat, kann man schließen: Für exotherme Prozesse gilt ΔH < 0. Umgekehrt steigt die Enthalpie durch die Aufnahme von Wärmeenergie an, für endotherme Prozese gilt ΔH > 0.

Tabellenwerte von Enthalpieänderungen werden meist auf einen Satz von Standardbedingungen bezogen. Wir werden daher stets die Änderung der Standardenthalpie ΔH° angeben; dies ist die Änderung der Enthalpie eines Prozesses, dessen Ausgangsstoffe und Endprodukte sich jeweils im Standardzustand befinden:

Als Standardzustand bezeichnet man die reine Form einer Substanz bei der jeweiligen Temperatur und einem Druck von 105 Pa (1 bar).

Die Änderung der Standardenthalpie während einer chemischen Reaktion oder eines physikalischen Prozesses ergibt sich aus der Differenz der Enthalpie der Produkte und der Ausgangsstoffe jeweils im Standardzustand und bei derselben festgelegten Temperatur. Die Temperatur [K] schreibt man gelegentlich in Klammern hinter die Enthalpie, z.B. ΔH°(298).

Die Tabelle faßt die verschiedenen Arten von Enthalpien zusammen, mit denen man in der Thermodynamik arbeitet. Beispiele und Berechnungen werden in den nachfolgenden Kapiteln behandelt.
 

Übergangsenthalpien
Übergang ablaufender Prozeß Symbol
Phasenübergang Phase α → Phase β ΔTransH
Schmelzen s→  l ΔSmH
Verdampfung l → g ΔVH
Sublimation s→  g ΔSubH
Mischung von Fluiden reiner Stoff → Mischung ΔMH
Lösung zu lösender Stoff → Lösung ΔLH
Solvation 
      in Wasser
X± → X (solv) 
X± → X (aq)
ΔSolv
ΔHydH
Dissoziation RX → R + X ΔDH
Atomisierung Spezies (s,l,g) → Atome (g) ΔAH
Ionisierung X (g) → X+ (g) + e (g) ΔIH
Elektronenanlagerung X (g) + e (g) → X (g) ΔEaH
Reaktion Ausgangsstoff → Produkte ΔRH
Verbrennung  Verbindung(s,l,g) + O2(g) →
 CO2(g), H2O(l,g)
ΔCH
Bildung Elemente → Verbindung ΔBH
Aktivierung Reaktanten → aktivierter Komplex ΔH

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