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Configuration Interaction (CI)

In diesem Abschnitt werden Methoden zur näherungsweisen Lösung der elektronischen Schrödinger-Gleichung (26)

\begin{displaymath}
\hat H \Psi(\mathbf{r}) = E\, \Psi(\mathbf{r})
\end{displaymath}

besprochen, die über die einfachste Näherung, d.h. durch eine Slater-Determinante, Gln. (43), hinausgehen. Man kann prinzipiell versuchen, die gesuchte Lösung $\Psi$ durch eine endliche Reihe anzunähern

 \begin{displaymath}
\Psi \approx \sum_k c_k \psi_k
\end{displaymath} (81)

und die Entwicklungskoeffizienten durch Stationarisierung des Energie-Erwartungswertes, also des Rayleigh-Quotienten, Gln. (27)

\begin{displaymath}
F[\Psi] := {\langle\Psi\vert\hat H\vert\Psi\rangle \over \langle\Psi\vert\Psi\rangle}
\end{displaymath}

zu bestimmen. Mit der Entwicklung (81) erhält man unmittelbar

\begin{displaymath}F[\mathbf{c}] = {\mathbf{c}^\dagger \mathbf{H}\mathbf{c}\over \mathbf{c}^\dagger \mathbf{S}\mathbf{c}}
\end{displaymath} (82)

mit

 \begin{displaymath}
H_{ij} := \langle\psi_i\vert\hat H\vert\psi_j\rangle
\end{displaymath} (83)


\begin{displaymath}S_{ij} := \langle\psi_i\vert\psi_j\rangle
\end{displaymath} (84)

Zur Vereinfachung der Rechnung kann man die Entwicklungsfunktionen ortho-normal wählen (dann ist $S_{ij}=\delta_{ij}$) und als Nebenbedingung fordern, daß $\vert\vert\mathbf{c}\vert\vert^2\stackrel{!}{=}1$, und man erhält dann schließlich, wie schon in Abschnitt 2.1.3 gezeigt, eine Eigenwertgleichung mit der sich die Koeffizienten ci und die dazugehörende Energie-Näherung $\cal E$ bestimmen lassen

\begin{displaymath}\mathbf{H}\mathbf{c}= {\cal E}\mathbf{c}
\end{displaymath} (85)

Diese Gleichung ist equivalent zur ursprünglichen Schrödinger-Gleichung (26), es handelt sich aber [bei einer endlichen Entwicklung (81)] um eine (algebraische) Matrix-Gleichung, die mit den heute zur Verfügung stehenden Algorithmen der Numerischen Mathematik, im Prinzip routinemäßig gelöst werden kann.

Zweckmäßigerweise wählt man die Entwicklungsfunktionen $\psi_k$ in der Reihe (81) so, daß die sich ergebenden Matrixelemente des Hamilton-Operators, siehe Gln. (83), möglichst einfach zu berechnen sind. Meist wählt man für die $\psi_k$ Slater-Determinanten bestehend aus paarweise orthogonalen Orbitalen $\varphi_i$. Mit dieser Wahl kann man die erwähnten Matrixelemente des Hamilton-Operators, Gln. (83), als Summen über Ein- und Zweielektronen-Integrale schreiben (siehe Anhang 4.3 für Einzelheiten).

Die sich so ergebende Methode nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch der Quantenchemie ``Configuration Interaction'' (CI). Hinter diesem gebräuchlichen, aber eigentlich nicht sehr glücklich gewählten Namen, verbirgt sich die (meist nicht sehr genaue) Vorstellung, daß einzelne Slater-Determinanten $\psi_k$(oder präziser, gewisse Linearkombinationen entsprechend den Symmetrie-Eigenschaften des behandelten chemischen Systems) eine gewisse physikalische Bedeutung haben, d.h. daß sie bereits Näherungen für die verschiedenen Zustände der Schrödinger-Gleichung (26) sind. Im Falle des Grundzustands haben wir ja mit dem Hartree-Fock-Verfahren (siehe Abschnitt 2.2.3) versucht, mit nur einer Slater-Determinanten eine möglichst gute Lösung für die Schrödinger-Gleichung zu finden. Das Hartree-Fock-Verfahren ist allerdings hauptsächlich nur für Grundzustände anwendbar, und auch dann versagt es häufig (wenn z.B. chemische Bindungen gebrochen werden, oder wenn Fastentartungen zwischen Orbitalen [z.B. Be-Atom, Ozon (O3)] vorliegen). Das CI ist im Gegensatz dazu völlig allgemein und daher (zumindest prinzipiell) auf völlig allgemeine chemische Problemstellungen anwendbar. Allerdings sind CI-Rechnungen für angeregte Zustände i.a. wesentlich schwieriger durchzuführen als für Grundzustände. Dies gilt insbesondere für höher angeregte Zustände, d.h. solche, die über Anregungen in die Valenzorbitale hinausgehen.


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Robert Gdanitz
1999-07-05

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